Věra Koubová (1953) besuchte in den Jahren 1986–1989 die Prager Photoschule. Beendet hat sie sie mit der theoretischen Arbeit Vergessene Porträts über ihre Auffindung von Negativplatten aus dem Atelier Mulač, auf denen berühmte Persönlichkeiten der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert abgebildet sind. In den neunziger Jahren arbeitete sie zunächst am Projekt Anstelle anstätte, in dem der Mensch in der Stadt an Stellen (möglicher) Handlungen dargestellt wird. – Für den Band des deutschen Historikers Steffen Höhne Nesmrtelní:smrtelní, Sterbliche:Unsterbliche nahm sie einige Jahre lang Gräber von tschechischen, deutschen und jüdischen Persönlichkeiten auf dem Gebiet des ehemaligen Böhmens auf. – Daneben fängt sie Szenen aus Konferenzen ein, die ihr ermöglichen, den konzentrierten Menschen im abstrakten Milieu zu zeigen. – Langfristige Begebenheiten sammelt sie in Photoesssays. – In letzter Zeit befasst sie sich mit Illustrationen, in denen sie versucht, im Dialog mit literarischen Werken deren Aussage in Bildform umzusetzen. – Permanent ist sie mit dem Phänomen des Porträts beschäftigt. Sie arbeitet mittels klassischer Silbermethode ohne digitale Manipulation des schwarzweissen Bildes.
An der philosophischen Fakultät der Karls-Universität Prag absolvierte sie das Sprachmittlerstudium im Fach Englisch-Deutsch. 1979 verfasste sie unter dem Titel Originalität der Sprache als Übersetzungsproblem (namentlich anhand der Analyse von tschechischen Übersetzungen des Ulysses von James Joyce) ihre Dissertation. Seitdem widmet sie sich der Übersetzung deutschsprachiger Prosa, Lyrik und Philosophie. Ihre Aufmerksamkeit gilt vor allem den in Tschechien bisher unveröffentlichten Werken von Friedrich Nietzsche, der tschechischen Werkausgabe von Franz Kafka und der Dichtung des ursprünglich Prager Deutschen Franz Wurm (1926).
Texte, mit denen sie sich durch Übersetzung oder Illustration beschäftigt, präsentiert sie entweder an literarisch-musikalischen Programmabenden oder im Rundfunk, in einem Vortrag oder Nachwort, bzw. im Rahmen eines literarischen Spaziergangs.
html Julie Koubová
Redaktion deutscher Version Renate Epperlein
Regie und Ton Martin Klusák
e-mail [email protected]